Sprichst du schon Emoji? – Das Geheimnis hinter den Social-Media-Hieroglyphen

Emoji-Konversation auf WhatsApp

Entweder man liebt sie, oder man hasst sie.

Auf jeden Fall beeinflussen Emojis seit fast 20 Jahren unsere Gesprächsartikulation – entweder als normale Alltagskommunikation oder als sinnfreier Sprachverfall.

Kritiker stellen oft die Frage, ob Emojis nur verwendet werden, wenn man unfähig ist, sich mit Worten allein ausdrücken zu können
ODER
ob Emojis eine Art Rückbildung in unserer Sprache darstellen, die noch der Sprachentwicklung der Alten Ägypter entspricht.

Was sagst DU dazu?


Hierzu eine aktuelle kontroverse Diskussion (leider momentan nur auf Englisch)!

Emoji oder Emoticon?

Emoticons gibt es schon seit über 100 Jahren!

Es handelt sich bei ihnen um bestimmte Zeichenfolgen, die in ihrer Kombination ein Gesicht bzw. einen Ausdruck oder eine Emotion symbolisieren: ;-)

Irgendwann sind diese immer komplexer geworden. Man hat man sogar einmal versucht, mit Zeichen und Zahlen Tannenbäume zu zeichnen: (sogenannte „ASCII-Art“)

Weihnachtsbaum ASCII

Tja, aber obwohl Emoticons eine so lange Geschichte haben, wurde der Begriff selbst im Duden erst im Jahr 2000 aufgenommen.

Emojis gibt es hingegen erst seit den 90ern des 20. Jahrhunderts.

Laut Duden handelt es sich um ein ursprünglich aus Japan stammendes Piktogramm, das (wie Emoticons) Gesichter bzw. Ausdrücke oder Emotionen symbolisiert, aber AUCH Gegenstände, Orte, Tiere, Essen etc. darstellt.

Und dies alles in Form von kleinen, bunten Bildchen, die wie ein Piktogramm eine stilisierte Darstellung in Bezug auf eine Information vermittelt.

In Japan sind Emojis als „written character in a picture“ bereits seit 1999 auf mobilen Devices verfügbar.

Was, wie, wann, wo? – Verwendung und Einsatzzweck von Emojis

Die Verwendung von Emojis ist natürlich vom Einsatzzweck abhängig.

Noch vor ein paar Jahren bestanden z. B. Texte auf der Social-Media-Plattform „Instagram“ fast zur Hälfte aus Emojis!

Dies lag vor allem daran, dass Instagram ursprünglich als Foto-Sharing-App gedacht war.

Mittlerweile werden allerdings die Captions, (die dadurch eigentlich keine mehr sind), exzessiv für ausführliche Erfahrungsberichte, Rezepte, Marketingbotschaften etc. genutzt … und natürlich mit Emojis aufgemotzt. 😉

Der Einsatz von Emojis ist sehr einfach und ohne großen Aufwand umzusetzen:
Mittlerweile gibt es auf fast jedem Device eine eigene Emoji-Tastatur. Und falls diese wider Erwarten nicht vorhanden sein sollte, existiert eventuell ein Aufruf über Sonderzeichen oder eine automatische Umwandlung von Emoticons und bestimmten Begriffen.

Manchmal können Emojis sogar für ganze Sätze stehen! Servus Sprachwandel! 😉
Du hast bestimmt auch schon einmal statt einer ausgeschriebenen Frage, ob jemand Lust hat, ein Feierabendbier zu trinken, einfach ein Bier-Emoji plus ein Fragezeichen verwendet, oder? 🍻?

Emojis kommen allerdings im Gegensatz zu richtigen Sprachen ohne Grammatik oder eigenem Vokabular aus. Sie haben auch nicht vor, geschriebene Sprache vollständig „ersetzen“ zu wollen.

Sie sollen vielmehr einen gewissen Mangel an Gestik/Mimik/Intonation, das mit Worten nicht ausgedrückt werden kann, ausgleichen.

Sinnvolle Mehrdeutigkeit (und leider auch Interpretierbarkeit) durch Emotionalisierung einer Nachricht.

Zum Beispiel können durch einen Zwinker-Smiley Worte abgeschwächt und gleichzeitig die Kommunikation sensibler gemacht werden. 😉

Eine eindeutige Interpretation ist bei manchen Emojis jedoch schwierig und zudem von Kultur und persönlichem Hintergrund abhängig.

Zum Überblick hilft hierbei (seit 2013) eine eigene Datenbank: Emojipedia.

Sie unterteilt bereits existierende Emojis in Kategorien wie Smileys & Personen, Tiere & Natur, Essen & Trinken, Sport/Aktivitäten, Reisen & Orte, Objekte, Symbole und Flaggen.

Es gibt auf „Emojipedia“ auch eine Art Blog mit den „Neuesten Nachrichten“, wie z. B. eine Vorstellung neuer Emojis mit Infos über Bedeutungsspektrum, Entwicklung und Beispielen aus Social Media.
Hier findet ihr z. B. einen Beitrag zu einem neuen Cowboy-Emoji! 🤠

Nach einer erfolgreichen Online-Petition auf dosomething.org gibt es jetzt sogar Emojis mit unterschiedlichen Hautfarben und Gender-Paare. (Diese nennt man „Modifier“ – existent seit Unicode 8.0)

Emojis sind im Übrigen auch in Hashtags möglich, denn Instagram sagt, dass „Emoji in den letzten Jahren zu einer universellen visuellen Sprache geworden“ ist!

„Wie seht ihr Emojis als potentiellen Ersatz von Satzzeichen?”

Ich ertappe mich oft dabei, statt eines Punktes ein abschließendes Emoji zu verwenden.

Laut Wikipedia „bezieht sich ein Emoji auf die Aussage des vorangestellten Satzes.“

Es existiert noch keine „Regel“, ob es vor oder nach dem jeweiligen Satzzeichen stehen soll. Der Duden empfiehlt dahingehend den Einsatz VOR dem Satzzeichen.

Die Positionierung NACH dem Satzzeichen soll hingegen einer „emotionalen Fußnote“ gleichkommen.

Hochtrabend wissenschaftlicher Hintergrund

In Bezug auf psychologische und neuronale Aspekte der Verarbeitung von Emojis: Das menschliche Gehirn stellt Emojis anscheinend als echte Gesichter dar.

Der Sprachwissenschaftler Dr. Stefanowitsch sagt, dass Emojis einen „Eindruck von der Situation vermitteln, in der die Nachricht geschrieben wurde“.

Anthropologistin Dr. Fischer erklärt, dass es sehr schwer sei, die natürlichen Gefühle mittels E-Mail oder einer Textmessage auszudrücken: „Emojis helfen uns, zu einer Kommunikation mit ‚echten‘ Gefühlen zurückzukehren. Sie erlauben uns, die Gefühle auszudrücken, die unsere natürlichen Prädispositionen sind.“

Andere Linguisten gehen in diesem Zusammenhang noch weiter und sind der Meinung, dass die neuen technischen Entwicklungen die Sprache korrumpieren, wodurch sie von daher sogar mit dem Ende der „gewöhnlichen” Sprache im Internet rechnen.

Zum Beispiel erwähnt eine Professorin der Linguistik der Pittsburger Universität: „Smileys helfen, die Emotionen und den Tonfall besser auszudrücken, denn manchmal ist es sehr schwer, in einer E-Mail die Intonation zu verstehen. Emoji ist wie ein Wort ohne semantische Bedeutung, aber es fügt dem entsprechenden Satz eine Intention hinzu.“

Bereits 1938 schrieb Ludwig Wittgenstein, dass durch einfach gezeichnete Gesichtsausdrücke flexiblere und vielgestaltigere Beschreibungen als nur durch Adjektive möglich seien.

Wie du dich im Übrigen sprachlich (auch ohne Emojis 😉 ) auf den neuesten Stand bringst, findest du hier!

Monopolisierung? Standardisierung?

Es gibt keine Standardisierung, aber als zentrale Stelle zur Weiterentwicklung ein Unicode-Konsortium. Aktuell stehen wir bei Unicode 11.0 (seit 21.5.18). (Eine erste Version wurde 1991 veröffentlicht.)

Emojis sind im weiteren Sinne nämlich Code, genauer gesagt Unicode.

Zum Beispiel kann DER hier auch als U+02620 (Unicode) angezeigt werden: ☠️

Mit der Aufnahme von Emojis in Unicode 6.0 im Oktober 2010 wurde die Grundlage für eine weltweit einheitliche Kodierung geschaffen.

Wie traditionelle Sprachen wachsen und verändern sich auch Emojis, um die Lebenswelt besser abbilden zu können.

Und jeder kann zur Entwicklung beitragen!

Auch große Konzerne wie z. B. Apple oder Google reichen Vorschläge beim Unicode-Konsortium ein.

Im Jahr 2018 ist beispielsweise der Vorschlag für ein Flamingo-Emoji eingereicht worden.

Flamingo-Emoji

Auch wenn ein solches Emoji nicht wirklich sinnvoll ist, würde ich es sehr feiern!

Eher sinnvoll sind z. B. die Vorschläge für Butter, Schraubenzieher und Topfpflanze.

Auch auf der Website Emojipedia werden neue Vorschläge gesucht, wie z. B. ein Afro-Emoji, ein Question-Mark-Face, und ein Bagel.

Ihr könnt die meistgesuchten Emojis einsehen unter emojiRequest.
Sehr geil finde ich übrigens den „Eyes-on-you“-Emoji:

EyesOnYou-Emoji

Wir sind aber auch schon gespannt auf ein baldiges „Selfie-Emoji“!

Habt ihr eigentlich auch den Happy World Emoji Day am 17.Juli gefeiert?

Der hat im Übrigen sogar ein eigenes Emoji!

WorldEmojiDay-Emoji

Zum Abschluss hier noch ein kleines Video, wie die Welt den „World Emoji Day” feiert!

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